Der Name des Internationalen Bildungs- und Beratungszentrums für Frauen und ihre Familien
„HÎNBÛN“ ist ein Wort aus der kurdischen Sprache mit der Bedeutung:
“Lernen – Neues erfahren”…
…Er ist zugleich Leitbild und Anspruch an die Mitarbeiterinnen und die
Besucherinnen. In seinen Anfängen war HÎNBÛN ein Forschungsprojekt zur Lebenswelt kurdischer Frauen in Berlin, woraus sich folgerichtig das zunächst rein kurdische Projekt entwickelte. Die Ansiedlung im Kiez in Berlin-Spandau erfolgte inmitten des Wohngebietes kurdischer Arbeitsimmigrant*innen.
Die Bedarfe, die sich während der Forschungsphase herausstellten, wurden in der Bildungs- und
Beratungsstelle aufgefangen. Schnell zeigte sich, dass Frauen jeglicher Herkunft ähnliche Bedürfnisse und Wünsche haben. Damit begann der Entwicklungsprozess zur interkulturellen Öffnung der Einrichtung. Mittlerweile begrüßt HÎNBÛN Frauen aus über 40 Nationen.
Der überwiegende Teil der HÎNBÛN-Besucherinnen ist nach wie vor kurdischer Herkunft.
Die Förderung von Kurdinnen im kulturellen und sozialpädagogischen Bereich ist ein weiterer
Arbeitsschwerpunkt von HÎNBÛN.
Angebote in der Muttersprache erleichtern den Frauen den Zugang zu HÎNBÛN und schaffen eine
Vertrauensbasis zu den Mitarbeiterinnen. Daraus ergibt sich u.a. eine „Brückenfunktion“ zu anderen
Einrichtungen, Regeldiensten, Behörden und Ämtern, solange sich diese nicht ausreichend
interkulturell öffnen.
HÎNBÛN setzt sich daher für den festen Einsatz von Sprachmittlern und Dolmetschern ein und der
Wahrnehmung von interkulturellen Fortbildungen, um diesem Missstand zu begegnen. Aus Sicht der
Einrichtung können nur so Vorurteile abgebaut werden und die gegenseitige Integration sowie
gleichberechtigte gesellschaftliche Partizipation der Immigrantinnen und deren Familien gelingen.
Interkulturell aus der Sicht von HÎNBÛN
Im Spannungsfeld zwischen dem, was Immigrant*innen und einheimische Deutsche verbindet bzw.
was sie voneinander trennt, liegt der Schwerpunkt der interkulturellen Arbeit von HÎNBÛN. Dabei
geht es nicht um die aussichtslose Suche nach harmonischer Übereinstimmung und Gleichheit. Auch die Unterschiede werden herauskristallisiert. Nicht allein der Aspekt der Herkunft – Immigrantin oder Deutsche – spielt dabei eine wichtige Rolle. Geschlecht, Alter, soziale Schicht, gesellschaftspolitische, rechtliche und strukturelle Bedingungen sind bei der Suche nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden ebenfalls von Bedeutung. Der alleinige Blick auf die ethnische Herkunft bedeutet eine Eingrenzung und ignoriert in der Regel auch die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Einheimischen und deren Selbstverständlichkeiten, die meist unhinterfragt und als allgemeingültig vorausgesetzt werden.
So verstandene Interkulturalität zielt auf Gegenseitigkeit ab, auf ein gegenseitiges Geben und
Nehmen, das von einer Seite allein nicht geleistet werden kann. Sie verlangt allen Beteiligten einiges
ab, wobei der persönliche und gesellschaftliche Gewinn durch den interkulturellen Austausch nicht
zu gering eingeschätzt werden darf. In der praktischen Arbeit hat sich gezeigt, dass interkulturelle
Kompetenzen bei den Frauen in unterschiedlicher Ausprägung teilweise bereits vorhanden sind.
Der Prozess der interkulturellen Annäherung allerdings findet nicht automatisch allein durch das
unausweichliche Aufeinandertreffen verschiedener Ethnien und Kulturen statt. Die dafür
notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten können im Rahmen interkulturellen Lernens entdeckt und
gefördert werden. Zu interkulturellem Lernen gehört sowohl die Wissensvermittlung über als auch
die interessierte Begegnung mit und der Austausch zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Ethnien
und Kulturen auf Augenhöhe.
Ziel der Arbeit von HÎNBÛN ist es, den Frauen zu vermitteln, dass viele ihrer Probleme die Probleme
aller Frauen sind, egal welcher Herkunft und Nationalität und dass gemeinsame Lösungen gefunden
werden können. Frauen sollen sensibilisiert werden, dies zu erkennen und gemeinsames Handeln zu
praktizieren. HÎNBÛN möchte so den Anstoß für ein positives Miteinander geben, das sich
gegenseitig fördert und Konflikte im Miteinander ausspricht, aber auch bei deren Bewältigung
unterstützt.